Die Bedrohung durch das Coronavirus (COVID-19) nimmt in Deutschland und Europa immer weiter zu. Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten, Verkaufsverbote im Handel, die Vermeidung von Menschenansammlungen und drohende Ausgangssperren werden unser privates und berufliches Leben in den nächsten Wochen bestimmen. Mehr denn je geht es für Unternehmen darum, ihre Schlüsselrolle in der Steuerung des Unternehmens und zum Schutz und Wohlergehen der Mitarbeiter wahrzunehmen. Von der kurzfristigen Ausarbeitung einer Krisen-Strategie, der wichtigen regelmäßigen Kommunikation, über Homeoffice-Arbeitsplatzeinrichtungen bis hin zur Umsetzung von Gesundheitsschutzmaßnahmen gibt es in den Betrieben eine Vielzahl von Aufgaben, die auch für HR-Führungskräfte durchaus neu sind.
Wir haben uns in den letzten Tagen dazu intensiv mit unseren Mandanten, vorwiegend mittelständigen Unternehmen, über deren Umgang mit der Corona-Krise ausgetauscht und dabei verglichen, wie sie sich auf die kommenden Wochen und Monate vorbereiten. Auf die wichtigsten Maßnahmen, die Unternehmen aktuell umsetzen, möchte ich in diesem Beitrag kurz eingehen:
Bilden Sie einen Krisenmanagement-Stab
Achten Sie darauf, dass der Stab mit Führungskräften und Mitarbeitern besetzt ist, die für die Steuerung aller noch verbleibenden internen und externen Prozesse erforderlich sind, z.B. HR, Finanzen & Recht, Produktion, Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Informations- und Kommunikationstechnik oder Facility Management.
Wesentliche Aufgabenstellung für das Krisenmanagement sind folgende Szenarien:
- Absatzeinbrüche und Umsatzausfälle
- Ausfall vieler Mitarbeiter
- Zusätzlich benötigte IT-/Kommunikationssysteme
- Schließung von Gebäuden und Räumlichkeiten
- Verlagerung von Arbeitsplätzen
- Ausfall wichtiger Dienstleister und Lieferanten
Ein zusätzlicher Aspekt, der häufig nicht ausreichend bedacht wird, ist die Frage: Wie kommt man zurück in den „Normalbetrieb“? Auch hier sind wichtige Fragestellungen zu Verantwortlichkeiten und Kompetenzen, Ressourcen sowie zu Kommunikation und Aufgaben zu beantworten.
Setzen Sie immer die Gesundheit der Mitarbeiter an die erste Stelle
Für HR-Manager und Verantwortliche muss in der Krisenbewältigung die oberste Priorität darauf gelegt werden, alle Mitarbeiter zu schützen. Individuelle Verhaltensregeln, persönliche Begegnungen reduzieren, Homeoffice forcieren und in kleinen Schritten das ‚Social Distancing‘ mit der Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit zu vereinbaren. Hygieneregeln von der WHO und Medizinern zum Händewaschen, zur Desinfektion und zum Abstandhalten sowie die Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts zum grundsätzlichen Verhalten in Corona-Zeiten, sollten in den Betrieben schnell umgesetzt werden.
Nutzen Sie digitale Technologie, um das Geschäft am Laufen zu halten
Obwohl nicht jeder Arbeitgeber Homeoffice-Lösungen vorgesehen hat, haben die letzten Wochen viele Führungskräfte gezwungen, neue Arbeitsweisen zuzulassen oder sich der Realität eines Geschäftsstillstands zu stellen. Obwohl dieser Ansatz nicht für jeden Arbeitsplatz funktioniert, liegt der Schlüssel darin digitale Technologien zu verwenden, um mit den Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben. Die schnelle Anpassung an eine neue Arbeitsweise könnte auch ein positiver Aspekt der Krise sein und es Unternehmen ermöglichen, digitale Technologien nach dem Virus verbreiteter zu nutzen.
Digitale Technologie steht auch bei Rekrutierungsprozessen plötzlich im Mittelpunkt. Um ein Ansteckungsrisiko für alle zu minimieren, werden persönliche Vorstellungstermine stattdessen, beispielsweise per Facetime oder Skype ersetzt. Oft wird dabei von den Beteiligten schon jetzt erkannt, dass diese Kommunikationsform gerne von Bewerbern angenommen wird und auch die Hürden einer persönlichen Vorstellung sinken.
Kommunizieren Sie sachlich informierend und regelmäßig
Es ist in unsicheren Zeiten und nicht abschätzbaren Folgen für Unternehmen wichtig, klar mit allen Mitarbeitern zu kommunizieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Anliegen zu teilen. Die regelmäßige Kommunikation ist in diesem Moment sehr wichtig, damit Mitarbeiter das Gefühl haben, dass gezielt und geplant gehandelt wird. Unternehmen nutzen dazu einfach Messengerdienste aus dem Privatbereich wie WhatsApp oder Telegram und Skype, bzw. E-Learning-Plattformen. Dabei gilt grundsätzlich: Was auch immer Sie tun, gehen Sie in Ihrer Kommunikation offen und transparent vor. Die Fakten- und Entscheidungsgrundlage kann sich in Krisenzeit manchmal auch schnell ändern – auch damit sollten Sie rechnen und Ihre Mitarbeiter einbeziehen.
Nutzen Sie Ihre Ressourcen, um das Unternehmen in Krisenzeiten neu aufzustellen
Unternehmen, die alle notwendigen Schritte zum Schutz ihrer Mitarbeiter und zur Aufrechterhaltung der Geschäftsaktivitäten unternommen haben, können sich in der Krise Zeit nehmen, um neue Perspektiven zu entwickeln. Gerade die Erfahrungen aus der Wirtschaftskrise 2008/2009 haben gezeigt, dass einige Unternehmen gestärkt aus dieser Prüfung hervorgingen, weil sie die Zeit aktiv nutzten, um über neue Ansätze zur Digitalisierung ihrer Prozesse nachzudenken, bzw. sich neue digitale Geschäftsmodelle zu überlegen.
Erfahrungsaustausch ist wichtig
In besonderen Zeiten sollten Führungskräfte immer bestrebt sein, Erfahrungen auch mit anderen Unternehmen auszutauschen. M.E. ist es deshalb auch für HR-Leiter entscheidend, ein gutes externes Netzwerk von Kollegen zu haben und die Krisenbewältigung nicht isoliert, sondern im Austausch mit anderen unter Einbeziehung von ‚Best-Practice‘-Erfahrungen zu meistern.
Mein Fazit
Unternehmen brauchen mehr denn je authentische Führungskräfte, die empathisch sind und dennoch schwierige Entscheidungen treffen können. Die Einbeziehung des gesamten Unternehmens und die Suche nach Ideen für die Mitarbeiter können ihnen nicht nur helfen, auf die Corona-Krise sehr innovativ und effektiv zu reagieren, sondern auch einen besonderen kulturellen Wandel auf den Weg zu bringen – eine wunderbare Chance, die ‚Nach-Corona Zeit‘ positiv zu beginnen.
Bleiben Sie gesund.