Der größte Teil der Literatur zum Thema strategischer Einkauf beschäftigt sich mit Fragestellungen nach Preisen, Konditionen und Lieferfristen. Freilich ist dies entscheidend, ist es doch eine Einkaufsaufgabe, das Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Produkt zum richtigen Preis versorgen zu können.
Allerdings: Die letzten 2% Preisnachlass „nachzuverhandeln“, erscheint mehr und mehr strategisch-technischen Einkäufern nicht sinnvoll. Sie möchten größere Würfe initiieren: z.B. andere, effizientere Fertigungstechnologien im Beschaffungsmarkt andenken – denn dort ergeben sich unglaubliche Potentiale hinsichtlich Kosten, Output und Qualität! Ich möchte diesen Trend an zwei Beispielen aus der Praxis zeigen.
So sollten Unternehmen, die in Serienfertigung technisch komplexe Produkte mit langer Lebensdauer anbieten, sich aus meiner Sicht regelmäßig neue Herstellungsverfahren für die Zukaufteile ansehen. Wenn beispielsweise die benötigten Mengen an zeichnungsgebundenen Zukaufteilen in neue Größenordnungen wachsen, denken wir in der Metallverarbeitung ein Folgeverbundwerkzeug an – statt wie bisher Laserschneiden und anschließendes Biegen.
Oder aber, wenn vor Jahren bei der Produktentstehung größere Formteile im Polyurethan-Schaumguss angedacht waren. Hier hat man geringe Output-Mengen vom Lieferanten zugunsten geringerer Werkzeugkosten in Kauf genommen. Damals war dies eine akzeptable Vorgehensweise – heute aber ist das Produkt ein voller Erfolg, und das gewählte Herstellverfahren, das mit viel Handarbeit, höherem Fehlerpotential und hohen Stückkosten einhergeht, kann mit den heutigen Anforderungen nicht mehr Schritt halten. Gelöst wurde dies durch die Herstellung im Kunststoff-Spritzgussverfahren mit Glasfaseranteil. Das Ergebnis waren nicht nur Einsparungen von über 50% im Stückpreis, sondern eine höhere Output-Menge und weniger Reklamationen.
Wer soll im Unternehmen für solche Optimierungen aus dem Beschaffungsmarkt das Vorgehen bestimmen?
Bei großen Firmen mag es hierfür dedizierte Spezialisten geben – vielleicht im Bereich Continous Improvement angesiedelt. Gerade aber in kleinen bis mittelständischen Unternehmen ist eine solche Qualifikation nicht genau spezifiziert und zugeordnet. Meist ist die Entwicklungsabteilung mit Neuprodukt-Innovationen vollständig ausgelastet und hat für solche Optimierungen weder die Zeit noch die Zielvorgabe.
Und so bleiben die (Kosten-)Potentiale aus technischen Änderungen in den Unternehmen oft unter dem Radar. Meiner Ansicht nach, darf und muss man vom Einkauf mehr technische Innovation erwarten! Denn die Mitarbeitenden im Einkauf sind ganz nah am Beschaffungsmarkt, sind im Gespräch mit den Lieferanten und kennen die verschiedenen Herstellungsverfahren. Ihre Kernkompetenzen liegen genau hier.
Die Anforderungen, die Unternehmen an eine solche Position stellen, ändern sich dabei laufend. Ist beispielsweise die Suche nach dem richtigen Kandidaten immer von der Ausbildung abhängig oder spielt auch hier das passende Mindset die wichtigere Rolle? Dank meiner Expertise kann ich Sie auf dem Weg der Neueinstellungen optimal begleiten.
Volker Fleischmann
Partner der QRC Group
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