Als Headhunter beraten wir nicht nur Unternehmen. Auch die Pflege unseres Kandidaten-Netzwerks ist uns sehr wichtig. Wir stehen regelmäßig im Austausch mit Menschen, die zunächst einmal Orientierung suchen, und gegebenenfalls erst im zweiten Schritt eine neue Position. Sollte ich in die Beratung wechseln? Wenn ja, welche? Welche Karriereperspektiven bieten sich in verschiedenen Branchen? Wechsel in die IT oder doch lieber im Engineering bleiben?

Wir haben daher hier einen kurzen Abriss zu den einzelnen Playern im Arbeitsmarkt für Kandidaten und Bewerber zusammengestellt. Dieses Paper richtet sich an die informierte Community, Fachbegriffe, so sie denn vorkommen, werden nicht weiter erläutert.

Das Jahr 2020 ist ein spezielles Jahr – und das nicht nur wegen der aktuellen Pandemie und den Konsequenzen für viele Branchen. Schon im Jahr 2019 hatten verschiedene Schlüsselbranchen, in denen PLM Systeme primär eingesetzt werden, eine Grippe – das Virus kam in diesem Jahr noch hinzu.

Aktuell werden wir daher besonders häufig von Kandidaten gefragt, wie wir die aktuellen Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt in diesem speziellen Umfeld einschätzen. Zu jedem Segment des Arbeitsmarkts für PLMer beschreiben wir unsere generellen Einschätzungen, ergänzt um ein „2020 Update“, das unsere Erfahrungen in der aktuellen Situation zusammenfasst.

 

Der Arbeitsmarkt im Überblick

Der Arbeitsmarkt für PLM Profis gliedert sich grob in drei potenzielle Segmente:

  • Endanwender von PLM Systemen
  • Anbieter von PLM Lösungen und
  • Spezialisierte Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen

Ein Sonderfall ist der Weg in die Selbstständigkeit, auf die wir auch eingehen.

Endanwender von PLM Systemen

Hierunter verstehen wir alle Unternehmen, die PLM-Lösungen nutzen bzw. einsetzen. Einerseits gibt es die etablierten Branchen wie Automotive, deren Zulieferer, Maschinen- und Anlagenbau, die Elektroindustrie usw. Andererseits gibt es viele weitere spannende Branchen die PLM aufgrund ihrer besonderen Anforderungen sehr unterschiedlich definieren: Prozess-Industrien (Chemie, Pharma, Life-Sciences), Medizintechnik oder auch die Fashion Industrie sind hier gute Beispiele. In diesen Unternehmen sind die Pfade in der Regel noch nicht so ausgetreten, das heißt: die Gestaltungsspielräume sind häufig höher. Viele Berater wechseln im Laufe der Zeit in die Industrie, um weniger Reisen zu müssen und längerfristig und eigenverantwortlich Systeme, Prozesse und Tools weiterzuentwickeln.

2020 Update: das Automotive-Umfeld ist sehr schwierig, gleiches gilt für viele aber bei Weitem nicht alle Zulieferer-Unternehmen. Besonders interessant sind aktuell Branchen, die bisher nicht so im Vordergrund standen (bspw. Med-Dev). Generell gilt jedoch: strategisch weniger relevante Projekte werden häufig zurückgestellt und Budgets nur „auf Sicht“ freigegeben.

Anbieter von PLM Lösungen

Hier findet sich inhaltlich das breiteste Portfolio an Stellen: von der Produktentwicklung über Vertrieb bis hin zu Projektmanagern und Lösungsarchitekten werden alle Skills breit gesucht. In den letzten Jahren gab es eine erhebliche Konsolidierung im Markt, so dass neben einer Reihe von Spezialisten eigentlich nur wenige Anbieter wirklich global aufgestellt sind: Dassault, PTC, Siemens, SAP und Oracle. Daneben gibt es eine sehr große Anzahl an Spezialisten, die sich auf bestimmte Branchenlösungen spezialisiert haben oder aus anderen Bereichen kommen (zum Beispiel Building Information Management).

2020 Update: Einstellungen werden eher defensiv vorgenommen. Bedarfe bestehen bei Spezialqualifikationen. Technische / Software Architekten haben grundsätzlich bessere Chancen als klassische Consultants, CAD Experten sind aktuell tendenziell weniger gefragt als PLM Prozess- und System-Profis.

Spezialisierte Dienstleistungs- und / Beratungsunternehmen

Am Arbeitsmarkt für PLM Profis spielen Dienstleister eine zentrale Rolle. Hier die Übersicht zu behalten ist schwierig, allein in Deutschland agiert eine dreistellige Zahl von Beratungshäusern, die in diesem Bereich tätig sind. Hinzu kommen etliche Engineering-Dienstleister, die ebenfalls Prozess- und Systemeinführungsberatung anbieten.

Die Ausrichtung lässt sich ganz gut anhand der folgenden Kriterien vermessen:

Dienstleister sind einerseits ein ideales Sprungbrett für Uni-Absolventen, andererseits auch eine gute Möglichkeit für Inhouse Consultants etc., ihr Know-how schnell und breit unternehmens- und branchenübergreifend zu erweitern.

Berater-Karrieren zahlen sich beim Wechsel (zurück) in die Industrie in der Regel finanziell dann besonders aus, wenn Kandidaten ein breites Branchen- und Projekt-Spektrum nachweisen können.

2020 Update: Einstellungen erfolgen verhalten und oft projektbezogen, einzelne Berater / Dienstleister sind auch gezwungen Personal abzubauen. Unser Rat: Berater mit strategischen Projekten und ohne zu engen Branchen-Fokus sind in der Regel gut aufgestellt. Gleiches gilt für Mittelständler mit einem starken Hersteller-Fokus. Ein kurzfristiger, projektbezogener „Fit“ kann ausschlaggebend für eine Zusage sein – was erhebliche Risiken birgt.

Selbstständigkeit

Der Weg in die Selbstständigkeit ist für viele Menschen eine spannende Option, die auch exzellent funktionieren kann. Hier ein paar Aspekte, die man im Kopf durchspielen sollte, bevor man sich zu dem Schritt entschließt:

  • Erforderliche finanzielle Sicherheit: ein solider Business-Plan ist ein „must“
  • Netzwerk: lassen sich aus dem bestehenden Umfeld erste Aufträge generieren
  • Vertrieb: Selbstständigkeit ohne Vertrieb ist selten möglich
  • Keine geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten – spielt hier das Umfeld mit?
  • Oft unterschätzt: der Anschluss an aktuelle Technologien geht schnell verloren. Selbstständige Consultants haben oft wenige, langjährige Stammkunden. Es besteht die Gefahr, dass das Know-how der Berater gemeinsam mit den Installationen der Kunden „veraltet“.

Ein Zurück in ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis ist innerhalb von 3 – 5 Jahren in der Regel einfach möglich, danach kann es im Einzelfall auch schwieriger werden.

Update 2020: nicht der ideale Zeitpunkt, da einerseits viele Projekte gestoppt / eingedampft werden und andererseits die Tagessätze „im Keller sind“. Das gilt aber nicht für ausgewiesene Spezialisten mit klaren Kernkompetenzen und mit Lösungen für aktuelle Herausforderungen.

Unterschiedliche Dynamiken in den einzelnen Segmenten

In den letzten Jahren sahen wir eine besondere Job-Dynamik bei Beratern und Anbietern – die etablierten Anwender-Branchen waren mit Einstellungen tendenziell leicht zurückhaltend.

Wie passen die Zurückhaltung in der Industrie bei gleichzeitig guten Geschäften für Berater und Anbieter zusammen? Themen wie E-Mobilität und Digitalisierung setzen in vielen Bereichen zwingend radikal neue Produktentwicklungsprozesse und -strategien voraus (Digital Twin, ALM, Cyber-Physical …). Da die hierfür erforderlichen internen Ressourcen in der Regel fehlen, wurde diese Lücke durch Anbieter und Berater geschlossen.

2020 Update:  was geblieben ist sind strategische Projekte, die in der Industrie mit Hochdruck vorangetrieben werden, viele Themen wurden aber auch eingefroren. Berater und Dienstleister im nachrangigen Bereich der Wertschöpfungskette hat es mitunter hart getroffen. Wenig überraschend schätzen wir die Situation aktuell in allen Segmenten des Arbeitsmarktes als – zumindest auf Sicht – eher schwierig ein. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ihre Meinung ist uns wichtig – wir freuen uns auf Ihr Feedback!

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