Wir beschäftigen uns als Personalberater schon seit geraumer Zeit mit der „digitalen Transformation“ in den deutschen Arbeitsmärkten. Ausgehend von unserer Spezialisierung auf den Bereich PLM (Produkt Lifecycle Management) und Innovations-Management haben wir über einen längeren Zeitraum systematisch Stellenanzeigen ausgewertet, die im Job-Titel die Bezeichnung „Industrie 4.0“ führen. Hierzu eignen sich Meta-Suchmaschinen ganz hervorragend. Dabei sind uns einige interessante Punkte aufgefallen.

Die Vorreiter

Zunächst das zu erwartende Ergebnis: viele Stellen werden von Beratungshäusern unterschiedlichster Größenordnung und Spezialisierung ausgeschrieben. Offensichtlich ist Industrie 4.0 mit den verwandten Themen „Digital Transformation“ und „Internet of Things“ (IoT) ein lukratives Betätigungsfeld. Daneben gibt es eine kleine Anzahl von Firmen, vorwiegend global aufgestellte Automobilzulieferer und Maschinenbauer und deren Lösungspartner mit dem Schwerpunkt Fertigungsautomatisierung, die mit hoher Intensität konkrete „I 4.0“- Stellen ausschreiben: mit klaren Inhalten, Anforderungsprofilen und Aufgabenstellungen.

Wenig Resonanz in der Breite

In der Breite der deutschen Fertigungsindustrie finden sich derartige Stellenanzeigen nur vereinzelt. Und wenn, dann ist häufig zu beobachten, dass die Ausschreibungen wenig präzise formuliert sind. Die Ursachenforschung ist nicht einfach. in Summe lassen sich gob drei verschiedene Muster unterscheiden:

  • Die Firmen kennen die Anforderungen sehr genau, suchen aber mit klassischen Job-Bezeichnungen und vermeiden die üblichen „Mode-Begriffe“. Dies ist in einigen Fällen sehr wahrscheinlich, da die gleichen Unternehmen andere Positionen ohne „Industrie 4.0“ im Titel, aber mit klarem Bezug zum Thema, ausschreiben.
  • Die Unternehmen wissen genau um die Herausforderungen für ihre eigenen Produkte und Lösungen auf sie zukommen. Industrie 4.0 ist intern ein strategisch wichtiges Thema. Allerdings tun sie sich noch schwer, die fachlichen Anforderungen genau zu spezifizieren: Ausbildung, Verantwortung, organisatorische Einbindung sind dann nur sehr weich formuliert.
  • Drittens schließlich: Unternehmen, die Stellen ohne konkreten oder jedenfalls akuten Bedarf ausschreiben. Hier besteht der Eindruck das man einfach „mit dem Thema Industrie 4.0 am Arbeitsmarkt präsent sein muss“ und einfach die Resonanz des Arbeitsmarktes auf solche Stellenanzeigen getestet werden soll.

Industrie 4.0 – nur technische Implementierung oder neue Geschäftsmodelle?

Interessant ist auch, das die gesuchten Profile ganz überwiegend einen starken IT-Bezug haben. Einerseits ist dies nachvollziehbar, da die technische Umsetzung von Industrie 4.0 Strategien natürlich einen hohen Bezug zu Themen wie Prozessautomatisierung, „Cyber Security“, „Cyber Physical“, „Big-Data“ und anderen Buzz-words aufweisen. Andererseits finden sich so gut wie keine marktbezogenen Positionen (abgesehen von Beratungsunternehmen): Business Analysts, Program-Manager – mehr oder weniger Fehlanzeige. Dies ist insofern schon überraschend, als wir davon ausgehen können, das die digitale Transformation die Geschäftsmodelle vieler Branchen nachhaltig verändern wird.

Ein interessantes Detail zum Schluss

Findet in Deutschland die „Digitale Transformation“ in Form von Praktika und Diplomarbeiten statt? In der Tat: ein hoher Anteil der ausgeschriebenen Positionen zum Thema Industrie 4.0 in den Meta-Suchmaschinen bezieht sich auf Praktika, Diplom- und Studienarbeiten oder ist im universitären Bereich zu verorten.

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