Unser Thema heute: KI und Headhunting – wie passt das zusammen?

Unsere Arbeit als Headhunter hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert: von der ausschließlichen Nutzung persönlicher Kontakte und Netzwerke über die erweiterte Suche und Kontaktpflege in sozialen Netzwerken bis hin zur Nutzung künstlicher Intelligenz und digitaler Prozesse. Recruiting Automation und Machine-Learning revolutionieren auch bereits heute unseren Headhunting- und Executive Search-Alltag!

Wie in allen technologiegetriebenen Veränderungsprozessen gibt es Early Adaptors und revolutionäre Ansätze. So vertrauten bereits einige, vor allem große internationale Unternehmen zu 100 Prozent auf ihre künstlichen Recruiting-Kollegen und ließen diese sogar selbstständig Bewerbungsgespräche führen. Bei dieser KI-gestützten Vorauswahl werden nur noch „wirklich relevante“ Bewerbungen an reale HR-Mitarbeitende weitergeleitet.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß

Eine so wichtige Vorauswahl dem System überlassen? Klingt das für Sie auch etwas merkwürdig? Aber gerade die Big Player wie Google und Amazon mussten dabei lernen, dass die KI-Algorithmen zu einer ungewollten Vorselektion zugunsten von weißen Männern führten. Es kam also zu einem massiven Verlust an Varianz und Diversität, weil der Algorithmus dies eben nicht richtig gelernt hatte. Befürworter der KI-basierten Auswahl argumentieren, dass es früher genau umgekehrt war: „Thomas stellt Thomas ein“, womit die menschliche Eigenart im Personalauswahlprozess gemeint war. Das bedeutet, dass wir uns mehr zu Menschen hingezogen fühlen, denen wir ähnlich sind, und dass dies eben eine signifikante Rolle bei Einstellungen spielt. Dieses Beispiel soll zeigen, dass unserer Meinung nach weder die KI-basierte noch die alleinige menschliche Auswahl, sondern die intelligente Kombination den richtigen Weg darstellt. Wenn der Bewerbungsprozess von einer KI vorentschieden wird und die finale Entscheidung von echten Menschen getroffen wird, kann die KI zumindest dazu beitragen, dass alle Bewerber unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit oder anderen Merkmalen fairer behandelt werden.

Die Mischung macht’s!

Bei der Einführung solcher Systeme und digitaler Prozesse sollte auch immer die Wertschätzung und ein serviceorientierter, menschlicher Aspekt nicht unterschätzt werden. Wenn ein interessierter Kandidat zunächst nur mit dem Chatbot kommunizieren kann, dann zu einem automatisierten Videointerview eingeladen wird und anschließend seine Daten auch noch selbst in das ATS (Bewerbermanagementsystem) des Unternehmens eingeben muss, ist das sicher nicht zielführend. Wollen das die Bewerberinnen und Bewerber, die von den Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels so dringend gesucht werden, überhaupt? Unserer Ansicht nach nicht, denn wir machen in allen Projekten die Erfahrung, dass wir die begehrten Spezialisten so wenig wie möglich mit Self Services belasten dürfen, sondern ihnen vielmehr den Point of Contact, den Kennenlern- und Bewerbungsprozess so einfach wie möglich gestalten müssen, um sie im wahrsten Sinne des Wortes gewinnen zu können.

Bei den meisten unserer mittelständischen Kunden, für die wir Führungskräfte und Fachexperten suchen, wird die Nutzung moderner KI-basierter Systeme zumindest moderat umgesetzt und sehr vom Menschen her gedacht. Lassen Sie uns einzelne Aspekte und den sinnvollen Einsatz von KI etwas näher beleuchten:

KI als helfende Hand bei Stellenausschreibungen

Beginnend bei der Stellenausschreibung sind ein modernes ATS (Bewerbermanagementsystem) und Multiposting ein Muss. Vor allem intelligente Textsysteme wie Textmetrics bieten KI-basierte Verbesserungen und Optimierungen für Stellenanzeigen, um die Reichweite zu erhöhen, Füllwörter zu reduzieren und auch die Gewohnheiten der Zielgruppen zu berücksichtigen. Auch Multiposting-Anbieter setzen mittlerweile auf KI und beziehen die potenzielle Attraktivität und das Nutzerverhalten in die Empfehlung geeigneter Jobplattformen mit ein.

Bewerbungen im Eiltempo aussortieren

Ein KI-gestützter Bewerbungsprozess wird durch den Einsatz semantischer Analytik optimiert. Die von uns eingesetzte Software Textkernel hilft uns Bewerbungen automatisch vorzubewerten, vorzuqualifizieren und vorzufiltern. Dies beschleunigt den Auswahlprozess, entlastet den Recruiter und sorgt vor allem für eine schnellere Response an den Bewerber. Die KI kann zudem bereits vorliegende Bewerbungen in der eigenen Datenbank nach bestimmten Kriterien wie Qualifikation, Erfahrung oder spezifischen Schlüsselworten durchsuchen und vorschlagen. So können wir leichter prüfen, ob wir den idealen Kandidaten in unserer sehr gewachsenen Datenbank vielleicht schon kennen.

Automatisierte Interviews

Bei Vorstellungsgesprächen kann KI eingesetzt werden, um verhaltensbasierte Interviews durchzuführen, bei denen den Bewerbern bestimmte Szenarien oder Probleme vorgelegt werden, um zu sehen, wie sie darauf reagieren. Dies kann helfen, eine objektive Bewertung der Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kandidaten zu erhalten. Tools wie Interviewer.AI unterstützen mit ihrer Videointerviewplattform und strukturierten, KI-basierten Interviews dabei, die Bewerbervorauswahl objektiver zu gestalten.

Auch wir haben Nachholbedarf!

Besonders interessant finden wir den Aspekt, mithilfe von KI die Social Media Aktivitäten von Bewerbern zu analysieren, um mehr über ihre Persönlichkeit sowie ihre Interessen und Kommunikationsfähigkeiten zu erfahren. Auch wir sind derzeit noch sehr stark in der manuellen Analyse verhaftet, denken aber darüber nach, wie wir Software – wie die AI Benchmark Engine von Devskiller – noch besser nutzen können, um z.B. potenzielle No-Gos zu identifizieren und Kandidaten auszuwählen, die besser zu unserem Kunden und seiner Wertekultur passen. Verstehen Sie uns nicht falsch: Die Bewertung bleibt unsere Aufgabe, die KI liefert lediglich detailliertere Informationen und zusätzliche Argumente.

Beurteilung-Support

Seit vielen Jahren setzen wir in der Persönlichkeitsbeurteilung neben eigenen Bewertungssystemen auch softwaregestützte Verhaltensprofilanalysen und Persönlichkeitstests ein. Die Vielfalt der Systeme und auch der zugrundeliegenden Bewertungsmodelle wäre sicherlich einen eigenen Beitrag wert. Aber auch hier sehen wir eine Entwicklung hin zu KI-basierten Systemen, die eingesetzt werden, um automatisierte, aber dennoch projektspezifische Persönlichkeitstests durchzuführen. Die KI unterstützt den Berater und Entscheider beim Kunden und liefert zusätzliche Erkenntnisse und Sicherheit. Übrigens auch für unsere Kandidatinnen und Kandidaten!

Wir hoffen, Ihnen mit den Praxisbeispielen und unseren Erfahrungen bei unseren Kunden sowie in unserem eigenen Personalberatungsprozess ein wenig Input und Inspiration für den Einsatz von KI in Ihren eigenen HR-Prozessen gegeben zu haben. Falls Sie das Thema weiter interessiert, sprechen Sie uns gerne an!

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