Zum 16. Januar 2016 hat die EU mit dem Beschluss 2016/37 L 11 I die gegen den Iran bestehenden Wirtschafts- und Finanzsanktionen weitgehend aufgehoben. Im Vorfeld wurde seitens der Internationalen Atomenergiebehörde bestätigt, dass der Iran seinen an die Aufhebung der Sanktionen gekoppelten Verpflichtungen zum Rückbau des Nuklearprogramms nachgekommen ist. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet diese Entwicklung ein enormes Potenzial. Herr Sepehr Mohajer, seines Zeichens persisch-stämmiger Personalberater, steht im Interview Rede und Antwort zu den Chancen und Perspektiven, die sich aus der Aufhebung der Sanktionen ergeben.
Herr Mohajer, vielen Dank, dass Sie sich meinen Fragen stellen. Zunächst würde ich gerne erfahren, was die Aufhebung der Sanktionen bedeutet und welche Sanktionen davon genau betroffen sind.
Bereits im Oktober 2015 hat die EU die Weichen für eine Lockerung der Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegen den Iran gestellt. Am 16. Januar 2016 sind die Änderungen nun in Kraft getreten, durch die sie teilweise aufgehoben wurden. Dadurch ergeben sich zahlreiche Erleichterungen, beispielsweise:
- Geschäfte mit vielen iranischen Unternehmen, Banken und Privatpersonen sind nun wieder möglich.
- Der Zahlungs- und Kapitalverkehr kann zukünftig ohne Beschränkungen wiederaufgenommen werden.
- Der Bund genehmigt auf Antrag wieder Hermesdeckungen und Ausfuhrgewährleistungen.
- Die Lieferung von Dual-Use-Gütern, die für zivile ebenso wie für militärische Zwecke genutzt werden können, kann wieder genehmigt werden. Einige Güter sind jedoch weiterhin verboten.
- Investitionen, Lieferungen und Dienstleistungen in den Bereichen Erdöl, Erdgas, Petrochemie und Schiffsausrüstung sind wieder erlaubt.
- Genehmigungspflichtig sind weiterhin Geschäfte, die Grafite, Rohmetalle und Metallhalberzeugnisse sowie militärisch nutzbare Software für die Unternehmensressourcenplanung betreffen.
Weiterhin in Kraft bleiben jedoch das Waffenembargo sowie die Beschränkungen, die die Verbreitung von Atomwaffen vermeiden sollen. Insgesamt bedeutet die weitgehende Aufhebung bzw. Lockerung der Sanktionen, dass Geschäftsbeziehungen mit der iranischen Wirtschaft wiederaufleben können.
Und was bedeutet das für deutsche Unternehmen? Welche Chancen und Geschäftsfelder ergeben sich aus der Aufhebung der Aktionen?
Deutsche Unternehmen sehen sich nun einem großen Markt gegenüber. Die junge Bevölkerung – über die Hälfte der Iraner ist jünger als 35 Jahre – ist gut bis sehr gut ausgebildet. Das Land verfügt über 80 Millionen Einwohner, elf Millionenstädte, die viertgrößten Ölreserven und die zweitgrößten Gasreserven der Welt. Zugleich besteht aber ein enormer Nachholbedarf in unterschiedlichsten Bereichen. So muss die Infrastruktur ausgebaut, der Automotive-Bereich weiterentwickelt, der Dienstleistungssektor gestärkt oder die Forschung in der Chemie- und Pharmabranche vorangetrieben werden.
Auf dieser Grundlage können deutsche Unternehmen aufbauen. Sie genießen international einen sehr guten Ruf und können die iranische Wirtschaft bei der Modernisierung von Industrie und Infrastruktur unterstützen. Hinzu kommt, dass der Iran als Fertigungsstandort ein großes Potenzial bietet: Gut ausgebildete lokale Fachkräfte und junge, moderne Geschäftsleute treffen auf eine Regierung, die beste Bedingungen für ein schnelles Wachstum liefert. Hinzu kommt, dass die indo-germanische Verbindung und die sozio-kulturellen Ähnlichkeiten der Europäer und Perser eine hervorragende Basis für den Aufbau von Geschäftsbeziehungen bieten.
Herr Mohajer, wie kann nun die QRC deutsche Unternehmen bei Ihrem Engagement im Iran unterstützen?
Wer erfolgreich in das Iran-Geschäft einsteigen möchte, braucht vor allem gute Beziehungen. Wir finden die Mitarbeiter und Führungskräfte vor Ort, die nicht nur ihren Fachbereich beherrschen, sondern in der Lage sind, die Brücke zwischen Deutschland und dem Iran zu schlagen. Dank meiner persischen Wurzeln, unserer langjährigen Erfahrung in der Personalberatung und unseres aktiven Netzwerks ist die QRC Group der ideale Partner für deutsche Unternehmen, die im Iran Fuß fassen wollen. Wir begleiten unsere Mandanten entlang des gesamten Prozesses, von der Organisation von Wohnung und Schule über den Aufbau von Kontakten zu Behörden, Instituten und Organisationen bis hin zum Aufbau der Unternehmensorganisation im Iran.