Die Medienberichte dieser Tage vermelden relativ einheitlich, dass Homeoffice und Homeschooling in vielen Fällen von den Frauen geschultert wird. Einige sehen gar den Rückfall in überwunden geglaubte Muster, nach denen Frauen sich (wieder) vorwiegend um Haus- und Familienarbeit und die Männer ums Business kümmern. Gleichzeitig sind Frauen in den sogenannten systemrelevanten Berufen überdurchschnittlich vertreten – bei unterdurchschnittlichen Einkommen.

Dabei wollen Frauen häufig beides – Beruf und Familie, denn Familie, Anerkennung im Job, soziale Kontakte und Unabhängigkeit gehören für die meisten zu einem erfüllten Leben dazu. Seit Jahren steigt die Erwerbstätigkeit von Frauen, statistisch gesehen sind 66% der Mütter minderjähriger Kinder in Teilzeit berufstätig, tragen ca. 25 % zum Familieneinkommen bei und leisten unverändert den größeren Anteil bei Kinderbetreuung und Familienarbeit. Das zeigt, dass die Stereotype vergangener Rollenbilder unverändert wirken und sich auch moderne Partnerschaften mit wirklicher Gleichverteilung schwer tun. Politische Entscheidungen wie Elterngeld und das Recht auf einen Kita-Platz haben daran nichts geändert.

Die Auswirkungen sehen wir auch in den Führungsreihen der deutschen Wirtschaft. So zeigen die aktuellen Zahlen des Women-on-Board-Index des FidAR e.V. vom 31.03.2020, dass der Frauenanteil in Aufsichtsräten im letzten Jahr um einen mageren Prozentpunkt, auf nunmehr 32% gestiegen ist. Dieser Trend lässt sich meiner Erfahrung nach auf nahezu alle oberen Führungsebenen in Unternehmen übertragen – dynamische Entwicklung geht anders.

Und was hat das nun alles mit Recruiting zu tun?

Bei der Besetzung von Führungspositionen fällt es uns unverändert schwer, ausreichend Frauen zu finden, die Interesse, Bereitschaft und persönliches Profil für diese anspruchsvollen Positionen mitbringen. Ich persönlich bedauere das sehr, weil gemischte Teams nachgewiesen erfolgreicher sind und den meisten Unternehmen mehr Diversität gut zu Gesicht stehen würde.

Die Gründe dafür liegen einerseits an den bekannten Bedingungen in den Unternehmen, die oft noch ausbaufähig sind aber auch an Themen wie Sichtbarkeit und der schon zitierten ungleichen Verteilung von Kinderbetreuung und Familienarbeit.

Dabei gilt nicht, dass jede Frau berufliche Karriere machen soll. Aber für jede die es möchte, sind partnerschaftliche Konzepte, die auf (mehr) Gleichberechtigung und -verantwortung bei der Organisation des Familienalltags setzen unerlässlich. Corona wirkt hier wie ein Brennglas und zeigt, dass es um mehr als nur „Geschlechterfragen“ geht.

Ines Thoren

Ines Thoren

Ines Thoren

Partnerin der QRC Group Personalberatung

Berlin

Tel: +49 30 65763730

E-Mail: ines.thoren@qrc-group.com

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