Seit alters her ist der Handel eine ursprüngliche Art der Begegnung zwischen unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Da schon der Tauschhandel eine Win-Win-Situation für alle beteiligten mit sich brachte und für Wohlstand und Lebensqualität sorgte, verhinderte er oftmals auch kriegerische Auseinandersetzungen. Das Ringen um knappe Güter ließ und lässt sich profitabler durch Handel lösen als durch zerstörerische Gewalt.

Heute steht der einstige Austausch von Waren in einem sehr komplexen System der Güterverteilung, sowohl auf den lokalen als auch den globalen Märkten. Der Außen- und Binnenhandel verbindet sich durch ein weltumspannendes Netz zu einem intelligenten Warenstrom. Die Warenproduktion, der Handel und die Logistik schließen sich in ihren Funktionen und ihrer Komplexität zu einer eng verflochtenen Wertschöpfungseinheit, die schon lange nicht nur als eine lineare Kette unterschiedlicher Prozesse zu sehen ist, sondern ein eng verzahntes Netzwerk darstellt. D. h., dass sich die Herausforderungen für den Handel, für die Produktion und die Logistik gleichermaßen stellen.

Ein Beispiel dazu zeigt der Trend „Omni-Channel-Handel“. Rein stationäre Handelsmodelle gehören der Vergangenheit an. Studien machen vermehrt deutlich, dass zukünftig der Cross- und Omni-Channel-Handel zu den erfolgreichen Geschäftsmodellen gehört, also der koordinierten Bedienung traditioneller (Ladengeschäft, Katalog/Magazin oder Fernsehshopping) und digitaler Vertriebswege (Online-Shopping per PC, Tablet oder Smartphone sowie über Social-Media-Plattformen). Dies zeigt auch eindeutig das Verbraucherverhalten bei seinen Einkaufsentscheidungen durch Suche und Recherche im Internet vor dem Kauf von zuhause aus und dem dann  folgenden Kauf entweder im Internet oder im Ladengeschäft. Bewertungen und Rückmeldungen zu Waren oder Dienstleistungen werden anschließen oftmals auf Verbraucher-Plattformen oder in sozialen Netzwerken und Medien publiziert.

Bei der Häufigkeit der Nutzung spielt das Alter der Kunden eine wichtige Rolle, je jünger, umso häufiger werden digitale Kaufverfahren und Bezahlsystemen (z. B Smartphone) gewählt. Für den Omni-Channel-Einkauf  sind also die „Digital Natives“ eine immer wichtiger werdende Zielgruppe. Eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PricewaterhouseCoopers zeigt, über 85 Prozent der 18- bis 34-jährigen deutschen Konsumenten kaufen mindestens einmal monatlich online ein.15 Prozent der 25- bis 34-jährigen sogar täglich. Dabei unterscheiden sie genau zwischen den Anbietern während und nach dem Einkauf in Hinblick auf Service, Qualität und Einkaufserlebnis.

Da immer mehr das Kundenverhalten über den Verkaufsprozess entscheidet, muss sich der Handel mehr und mehr auf diese Veränderungen einstellen. Einen weiteren Einfluss nimmt für den Handel die Tatsache ein, dass sich die Einstellung der Menschen zum Besitz verändert. Nicht nur Dinge besitzen steht im Vordergrund, sondern die Möglichkeit den Zugang dazu zu erhalten. Viele neue Geschäftsmodelle sind vor diesem Hintergrund entstanden, sie werden den Handel auch in der Zukunft weiter stark beeinflussen.

Entwicklungen wie diese machen in der globalen Handelswelt Lieferketten in Echtzeit zwingend erforderlich und die Logistik muss hier vorausgreifend agieren. In der Wahrnehmung des Kunden ist der Kauf einer Ware und deren Erhalt nur ein Klick entfernt und die Ansprüche an eine zeitnahe Lieferung steigen stetig. War er früher noch bereit mit Geduld längere Lieferzeiten zu akzeptieren, spielt heute beim Kauf die schnelle, zuverlässige und günstige Lieferung eine entscheidende Rolle. Produzenten, Handelsunternehmen, Logistikunternehmen und Konsumenten werden so zu einem Prozessnetzwerk zusammengeführt, bei dem der Kunde meist den Ton angibt. Politische Gegebenheiten, Handelsbeschränkungen oder behördliche Hindernisse können diesem Netz schaden.

Industrie 4.0, Retail 4.0 und Logistik 4.0 stellt Produktion, Handel und Dienstleistung vor weitere Herausforderungen. Welches Transportmittel eine Ware zur richtigen Zeit an einen bestimmten Ort bringt und dies mit einer hohen Kundenzufriedenheit einhergeht, wird für die Versorgungsindustrien elementar.

Über die Auswirkungen der Veränderungen in Handel und Logistik diskutierten bei der letzten Fachtagung am 12./13.November 2018 in Königstein/Taunus die Mitglieder und Gäste des „Club of Logistics“ mit den Podiumsteilnehmern und Talkgästen aus Handel, Wissenschaft und Logistikdienstleistung zu dem Thema

                                                           „Ausgehandelt: Wenn Tradition tödlich ist“

Keynote Speaker war Prof. Dr. h.c. Mario Ohoven, Präsident BVMW-Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverbund Deutlands e.V.,Berlin.

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